Netzhautablösung (Ablatio retinae)

Die Netzhautablösung ist ein dramatisches Ereignis für den Patienten und tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,01 Prozent auf. Beim Vorliegen von Risikofaktoren wesentlich häufiger.

Frühe Alarmzeichen können sein: Blitze, die meist nur ein Hinweis auf mechanischen Zug an der Netzhaut sind, Spinnweben und dunkle Flecken sowie Russregen, welche eine Einblutung in den Glaskörper wahrscheinlich machen und das Risiko einer vorliegenden Netzhautablösung bereits auf 70% erhöhen und ein schwarzer Vorhang oder Mauer. Hierbei liegt fast sicher eine Netzhautablösung vor.

Bei der Netzhautablösung löst sich die neurosensorsiche Netzhaut vom darunter liegenden Pigmentepithel und kann daher von der direkt darunter liegenden Aderhaut nicht mehr versorgt werden. Es kommt zum Absterben der lichtempfindlichen Sinneszellen (Photorezeptoren). Sind diese einmal untergegangen, können sie nicht mehr wiederhergestellt werden. Bei nur vorhandener Schädigung kann eine Besserung nach Wideranlage jedoch noch im Zeitraum von Monaten eintreten. Je schneller die Netzhaut also wieder angelegt wird, desto besser ist die Prognose bzgl. des Sehvermögens. Zunächst einmal handelt es sich in vielen Fällen erst mal um eine periphere Netzhautablösung, die erst im Laufe der Zeit auch zu einer Abhebung der zentralen Netzhaut führt. Von daher handelt es sich um einen absoluten Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss!

 

Man unterscheidet 3 Formen der Netzhautablösung:

  • Die rhegmatogene Form: ursächlich sind schwache Netzhautstellen (angeboren oder durch Alterung), aus denen mit der Zeit Löcher oder Risse entstehen, auch durch Trauma oder durch Zug vom Glaskörper ausgelöst, besonders gefährdet sind kurzsichtige Augen.
  • Die exsudative Form: ursächlich kommen Entzündungen (z.B. Chorioiditis), manche Augenerkrankungen (z.B. Venenverschlüsse oder diabetische Retinopathie) und Tumoren sowie bestimmte Allgemeinerkrankungen (z.B. Nierenversagen) in Frage.
  • Die traktive Form: entsteht bei fortgeschrittener Zuckererkrankung durch Gefäßneubildung und Wachstum in den Glaskörper mit anschließender Schrumpfung sowie starken Entzündungsprozessen im Auge oder auch nach durchbohrenden Verletzungen.
 

Wie stellt der Augenarzt eine drohende Netzhautablösung fest?

Untersuchung der Netzhaut in Mydriasis (medikamentöse Weitstellung der Pupille): Zunächst einmal werden im Abstand von 10-15 min pupillenerweiternde Augentropfen appliziert bis die Pupille möglichst weit gestellt ist. Dann wird nach örtlicher Betäubung mit entsprechenden Augentropfen meistens ein Dreispiegelkontaktglas auf das Auge aufgesetzt, mit welchem der erfahrene Augenarzt bis in die äußere Peripherie blicken und durch Drehung desselben 360 Grad untersuchen kann. Die mittlere und hintere Netzhaut wird auch untersucht. Es gibt auch Nichtkontakt-Verfahren.

In unklaren Fällen oder bei schlechter Einsicht oder auch zur Verlaufskontrolle können auch die Durchführung eines OCT oder Ultraschalls hilfreich sein. Bei bekannten Risikofaktoren (z.B. Kurzsichtigkeit, nach Katarakt-Operation, Diabetes, Entzündungen, nach Trauma, etc.) sollte diese Untersuchung 1 mal jährlich durchgeführt werden, ohne bekannte Risikofaktoren aber auch möglichst alle 2 Jahre.

 

Therapie

Werden risikoreiche Veränderungen oder Löcher gefunden, können diese unkompliziert mit einer Laserbehandlung der Netzhaut behandelt werden. Bei bereits bestehender Netzhautablösung kann nur operativ eine Wideranlage erfolgen. Es kommt eine Plombe oder Cerclage (eindellende Netzhautoperation) oder eine Vitrektomie (Glaskörperchirurgische Entfernung des Glaskörpers mit Wideranlage der Netzhaut von „innen“ mittels Laser/Kryokoagulation) mit anschließender Füllung des Glaskörperraums mit Gas oder Silikon in Frage je nach vorliegendem Schweregrad. In ganz leichten Fällen reicht manchmal auch eine Kryotherapie (Vereisung der Netzhaut).