Diabetische Retinopathie

Beim Diabetes mellitus handelt es sich um die so genannte Zuckererkrankung. Es ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der zu wenig oder gar kein Insulin mehr produziert werden kann, so dass der Zucker nicht mehr vom Blut in die Zellen zur Verstoffwechslung aufgenommen werden kann und dadurch der Zuckergehalt des Blutes dauerhaft zu hoch ist. In Folge kommt es zu einer Gefäßschädigung vor allem der kleinsten Gefäße am Übergang vom arteriellen zum venösen Gefäßsystem.

Dies führt zu einer Schädigung mehrerer Organsysteme, wie z.B. Herz, Gehirn, Niere und dem Nervensystem und auch zu einer Gefäßerkrankung der Netzhaut, die in diesem Moment auch das Fenster zu der Gefäßsituation des gesamten Körpers darstellt. 85% aller Diabetiker haben nach 15-20 Jahren eine Netzhautbeteiligung. Die diabetische Netzhauterkrankung ist in der westlichen Welt die häufigste Erblindungsursache im erwerbsfähigen Alter, also in der Altersgruppe von 20-65 Jahren. Im Jahr 2010 lebten über 7 Millionen Patienten mit der Zuckerkrankheit. Die Dunkelziffer wird zusätzlich noch auf 3 Millionen mehr geschätzt. In 4 Jahren wird ca. jeder achte Deutsche an der Zuckerkrankheit leiden. Dies ist umso erschreckender, da die Zuckerkrankheit in den 1950er Jahren quasi noch keine Rolle spielte.

Die Schädigung der Mikro-Gefäße am Auge führt zunächst zu der so genannten Nichtproliferativen Diabetischen Retinopathie. Später kann daraus die Proliferative Form entstehen. Auch die Diabetische Makulopathie ist eine Unterform der Zuckererkrankung am Auge, die eine besonders schlechte Prognose hat.


Nichtproliferative Diabetische Retinopathie

Bei der Nichtproliferativen Diabetischen Retinopathie kommt es zu kleinen Blutungen und Flüssigkeitsaustritt aus den geschädigten kleinen Gefäßen. Auch fetthaltige Substanzen können austreten und werden in der Netzhaut abgelagert. Hierbei handelt es sich um die milde bis mäßige Form. Bei der starken Form kommt es zusätzlich noch zur Ausbildung von sogenannten Intraretinalen Mikroaneurysmen (IRMA´s). Dies sind Gefäßneubildungen in der Netzhautebene.


!!! Das Heimtückische ist, dass der Patient in diesem Stadium meist selbst noch keine Sehbeeinträchtigung bemerkt, der Augenarzt aber mit einer Therapieeinleitung erhebliche Erfolge erzielen kann. Ziel ist es, das Voranschreiten der Erkrankung zu stoppen oder zumindest zu verzögern. Die Laserbehandlung ist in diesem Stadium nach wie vor ein geeignetes Mittel. Auch intravitreale Injektionen können sinnvoll sein. Daher sind regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt unerlässlich.


Proliferative Diabetische Retinopathie

Treten die Gefäßneubildungen aus der Netzhaut über deren Niveau heraus, spricht man von der proliferativen Retinopathie. Schreitet diese ungehindert voran, kommte es zur traktiven Netzhautablösung und damit zur vollständigen Erblindung. Häufig kommt es auch zu einer Glaskörperblutung aus den minderwertigen Gefäßneubildungen.

Im Stadium der Proliverativen Retiopathie kann nur noch mit Glaskörper/Netzhautchirurgie eine Stabilisierung erzielt werden. Eine panretinale Laserbehandlung sollte aber auch durchgeführt worden sein.

Besteht eine feuchte Makulopathie kann mit intravitrealer Injektion (Cortison und gefäßwachstumshemmende Substanzen) eine Trockenlegung der Flüssigkeitseinlagerung versucht werden. Die Laserbehandlung erzielt hier eher unbefriedigende Resultate. An sekundären Komplikationen können ein Glaukom, Katarakt und auch Gefäßverschlüsse auftreten.


Wie kann der Augenarzt eine diabetische Netzhauterkrankung feststellen?

Regelmäßige Kontrollen sind nach Erstdiagnose der Zuckererkrankung unerlässlich. Bei Kindern ab dem 11. Lebensjahr, bei Neuauftreten vor dem 30ten Lebensjahr nach 5 Jahren und ab dem 30. Lebensjahr sofort. Sind keine Netzhautveränderungen zu sehen, reichen zunächst jährliche Kontrollen, bei krankhaften Befunden, halbjährlich oder noch kürzer. 50% der Diabetiker halten diese Kontrollintervalle nicht ein!

Eine Pupillenerweiterung sollte möglichst immer durchgeführt werden. Die Untersuchung wird an der Spaltlampe unter Zuhilfenahme einer Lupe durchgeführt. Der Patient darf bei noch weiter Pupille danach für 2-3 Stunden kein Auto fahren. Die OCT-Untersuchung liefert zusätzliche wertvolle Informationen. Reichen diese Untersuchungen nicht aus, muss eine Fluoreszenzangiographie oder bei fehlendem Einblick eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden.


!!! Außer der engmaschigen augenärztlichen Kontrolle ist das wichtigste Mittel, um die diabetische Retinopathie zu verhindern oder aufzuhalten, eine möglichst genaue Blutzuckereinstellung unter hausärztlicher Betreuung sowie eine gute Blutdruck- und Blutlipidwerteinstellung. Möglichst normale Zuckerwerte und ein Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) von möglichst < 7 sind dauerhaft anzustreben.